Gezeiten, Schlick und Wellen

Gezeiten, Schlick und Wellen

Der Erzfrachter WESER STAHL passiert Nordenham in Richtung BremenDer Erzfrachter WESER STAHL passiert auf dem Weg
zum Stahlwerk Bremen bei spiegelglattem Wasser
den Anleger des Nordenhamer Ruderclubs.

Glasklares Wasser mit spiegelglatter Oberfläche und lustig huschenden Fischlein ... dafür war die Weser in Nordenham noch nie berühmt. Das Bild rechts zeigt einen ganz ungewöhnlichen Anblick, so ruhig wie die Weser da liegt. Ganz im Gegenteil:

Die Weser ist bei uns braun. Mal heller und mal dunkler aber im Wesentlichen schlickbraun, weil sie durch die hohe Fließgeschwindigkeit so viel Sediment aufwirbelt, dass man gerade einmal einen einzigen Zentimeter weit hinein schauen kann. Falls es also Fische geben sollte: wir hätten sie noch nie gesehen.

Die Weser ist ein Tidengewässer. Mit ca. vier Metern Tidenhub ist der Unterschied zwischen Ebbe und Flut schon erheblich. Bei Tidenhochwasser plätschern die großen und kleinen Wellen direkt einen halben Meter vom Bootsplatz entfernt ans steinbefestigte Ufer. Bei diesem Wasserstand verläuft unser Steg schnurgerade waagerecht bis zum Schwimm-Anleger. Bei Ebbe dagegen liegt der Schwimmer vier Meter tiefer und platt im Schlick oder auf dem Sand, je nachdem, in welcher Verfassung sich das Weserufer gerade befindet. Die wechselt nämlich von Jahr zu Jahr. Wenn das so ist, legen wir am Schlick an, schleppen das Boot zum Steg hinauf und dann zum Bootshaus.

Satelittenbild vom Anleger des NRC bei Tiden-Hochwasser (1).Satelittenbild vom Anleger des NRC bei halber Tide (2). Satelittenbild vom Anleger des NRC bei Tiden-Niedrigwasser (3).

Drei Ansichten von drei Tiden-Wasserständen.

Zur Veranschaulichung zeigen wir drei Fotos, die Google Earth aus verschiedenen Jahren bereit hält. Hier kann man den Unterschied deutlich erkennen, zwischen Hochwasser (1) und Niedrigwasser (3), wo der Steg platt im Schlick liegt. Dazwischen halbe Tide (2). Tatsächlich ist ein Umlauf der Gezeiten nur etwa 12 Stunden und ein Bisschen lang.

Völlig unbeschreiblich sind die Ausflüge ins Watt. Da kann man von den Prielen aus nicht über die Sandbänke hinweg schauen, weil sie so hoch sind. Und wenn man an einer Sandbank anlegt oder sich trocken fallen lässt, kann man aussteigen und über den Grund der Weser spazieren. Danach kommt das Wasser mit Macht zurück und bedeckt alles einheitlich zu einer einzigen großen Wasserfläche.

Je nachdem, wo man sich zu welchem Zeizpunkt aufhält, kann das überraschend schnell gehen. Wohl dem, der dann ein gutes Boot hat - wehe dem, der nicht.

Und schließlich hat die Weser Wellen. Und die sind oft ernsthaft hoch. Und manchmal kommen sie recht überraschend, wenn nämlich die Tide gekentert ist und die Strömung der Weser plötzlich gegen den Wind läuft. Weil unsere Wellen außer hoch auch noch vergleichsweise lang sind und weil sie am Ufer auslaufen, statt zurückzuschlagen, kann man in ihnen ganz gut rudern.

Unsere Boote sind entsprechend ausgerüstet:

Für unsere klassischen Gigboote gilt:

  • Schotten trennen die Boote in drei Segmente,
  • vorn und achtern können Abdeckungen gegen Schlagwasser schützen,
  • die Dollen sind maximal hoch geriggert, damit wir beim Rudern über die Wellen scheren können.
Die Boote "Wilhelm Bette" und "Eisbär" liegen vor der Sandbank, auf der der Leuchtturm "Robbenplate" steht im seichten Wasser vertäut.
 

Die Boote "Wilhelm Bette" und "Eisbär" liegen in der Außenweser
vor dem Leuchtturm "Robbenplate" im seichten Wasser vertäut.

Für besonders anspruchsvolle Wetterlagen und für Ausfahrten in die Außenweser haben wir den Vierer WILHELM BETTE und den Zweier EISBÄR:

  • sie sind besonders breit,
  • sie haben feste Abdeckungen mit dicht schließenden Luken,
  • sie haben nach innen hochgezogene Wellenabweiser an den Bordwänden.

Außerdem ist WILHELM BETTE unermesslich schwer und hat daher eine Wasserlage wie ein Eisbrecher. Oder ein Schlepper. Nur: schnittig ist sie natürlich überhaupt nicht. Wie ein Eisbecher. Oder ein Schlepper. EISBÄR dagegen tanzt leicht über die Wellen und bisweilen hat man den Eindruck, sie berührt das Wasser kaum ...

Kurz und gut: auf der Unterweser zu rudern ist wirlkich anspruchsvoll. Und reizvoll. Und toll.


Wer von Nordenham weiter stromabwärts rudern möchte, sollte sich vorher bei uns informieren.
Und das Beste ist bestimmt, wenn gleich jemand von uns mitkommt.


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